Nachlese: Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Vorbilder inspirierten zu mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Betriebe, Gemeinden und Hochschulen brauchen nachhaltige Instrumente, um Mitarbeiter zu finden und zu binden. Welche Rolle dabei Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt und wie einfach sie mit einer Audit-Zertifizierung umsetzbar ist, darüber wurde beim ersten „Business Circle berufundfamilie“ mit Experten diskutiert.
Attraktiv werden für junge Fachkräfte, Mitarbeiter langfristig binden, Image und Zufriedenheit steigern – all das sind positive Begleiterscheinungen, wenn Betrieb, Gemeinde oder Hochschule den Fokus stärker auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie legen. Das wurde beim ersten „Business Circle berufundfamilie“ nicht nur anhand einer aktuellen Studie unter Beweis gestellt. Auch zahlreiche Beispiele aus Praxis zeigten, wie einfach es sein kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
Audit-Zertifizierung: Österreichisches Gütesiegel für Familienfreundlichkeit
In Kärnten gibt es 35 Unternehmen, die als Vorbild voran gehen und sich bereits zertifizieren ließen. Die Auditorinnen Irene Slama und Katharina Hofer-Schillen appellieren an alle Betriebe jetzt die hohe Förderquote auszuschöpfen und den Zertifizierungsprozess zu starten. „Die Audit-Zertifizierung ist ein nachhaltiges Instrument des Qualitätsmanagements und wird im internationalen Wettbewerb hoch bewertet“, verrät Irene Slama. Das bestätigt Katharina Hofer-Schillen: „Die Audit-Zertifizierung ist stark in der Außenwirkung – denn in den Gesprächen entsteht ein Wir-Gefühl und das spüren sowohl Mitarbeiter als auch Kunden.“ Informationen zum Ablauf der Zertifizierung gibt es online auf www.familieundberuf.at.
Wissen, was die Jungen wollen – die besten Tipps für Unternehmen
„Familienfreundlichkeit lohnt sich“, ist Tanja Telesklav, Auditbeauftragte der Wirtschaftskammer Kärnten, Geschäftsführerin von Frau in der Wirtschaft und Präsidentin der Frauenplattform, überzeugt. Sie wird immer mehr zum gesellschaftlichen Thema –nicht nur weil die Vereinbarkeit im Regierungsprogramm verankert wurde. Auch bei den jungen Menschen steht die Vereinbarkeit bei der Jobwahl an zweiter Stelle bei den entscheidenden Kriterien.
Professor Josef Herget vom Excellence Institute hat sich die Generation Z näher angesehen. Das sind alle nach 1995 Geborenen, die die Kultur in vielen Unternehmen komplett umkrempeln werden. Denn sie ticken ganz anders. Im Beruf wollen sie mitentscheiden, offen auf Augenhöhe kommunizieren und fordern tägliches Feedback ein. Sie wollen Freiraum zum Ausprobieren und Wachsen, Aufgaben mit Eventcharakter und schnelle Ergebnisse. Darauf müssen sich Unternehmen einstellen.
„Wir brauchen neue Mentorenmodelle, um das Wissen der älteren auf die jüngere Generation zu übertragen“, sagt Josef Herget. Wenn Unternehmen Mut aufbringen, in Vertrauen und Gemeinschaft investieren, können sie sich mit der Generation Z weit nach vorne bringen. „Junge dürsten nach Halt und Orientierung. Nehmen Sie sich Zeit für das Zuhören und Reden, integrieren Sie sie und geben Sie Feedback – aber nicht nur Positives. Sagen Sie, wenn etwas nicht passt und erklären Sie warum“, rät Josef Herget.
Vorzeigebeispiele, Förderungen und Netzwerke – Inspiration und Service fürs Business
„Das Miteinander macht es aus.“ Damit meint David Pitschmann vom Lakesidepark in Klagenfurt nicht nur die Kooperationen zwischen den rund 70 ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, sondern auch das vielfältige Kinderbetreuungsangebot. Neu ist ein rund 3000 Quadratmeter großes Lab, in dem der nächsten Generation angstfrei und spielerisch Naturwissenschaften und Gründergeist näher gebracht werden.
„Wir arbeiten an einem Haus des Kindes.“ Bronwen Arbeiter-Weyrer von der Alpe-Adria-Universität Klagenfurt ist seit 2011 bei der Audit-Zertifizierung dabei und war eine der ersten Hochschulen, die zertifiziert wurde. Einzigartig ist die Kinderbetreuung ab der achten Woche bis zum zwölften Lebensjahr. Dennoch ist noch weiterer Bedarf gegeben und es wird gerade die Idee eines „Haus des Kindes“ entwickelt.
„Kinderbetreuung kann auch betriebsübergreifend und kooperativ sein.“ Carmen Goby, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Kärnten, stellte die Möglichkeit der Betriebstageseltern vor. Dadurch kann die Betreuung individuell an den Bedarf des Betriebes angepasst werden. Ab vier Kindern kann gestartet werden. Vor allem für Klein- und Mittelbetriebe oder Ein-Personen-Unternehmen, die sich mit anderen zusammenschließen, ist das ein attraktives Angebot, welches in Kärnten mit bis zu 15.000 Euro gefördert wird. Informationen dazu gibt es online auf: https://www.wko.at/site/fiw-kaernten/service/Betriebstageseltern.html.
„Wichtig ist, dass sich Mitarbeiter wohlfühlen und wertgeschätzt werden.“ Renate Sandhofer von Alphafloating und Gesa Transporttechnik lebt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie seit Jahrzehnten in ihren Betrieben. Sie plädiert: „Es muss wieder mehr auf Menschlichkeit geachtet werden. Wer anderen zuhört, spürt was sie brauchen und hat das Gesamte im Blick.“
„Jeder braucht im Job einen freien Kopf.“ Und oft sind es nur Kleinigkeiten, die einmal gelöst den Alltag enorm erleichtern. Das weiß Silvia Häusl-Benz, Bürgermeisterin von Pörtschach. Aber das könne nicht einer alleine. Es müssen alle mitziehen. „Wenn Unterstützung da ist, kann man sich im Beruf auch wirklich entfalten.“
„Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie kann die Abwanderung der Jungen stoppen.“ Davon ist Vittoria Bottaro überzeugt. Das EU-Projekt „Lebenswelt.Beruf“ bietet Unternehmen in Oberkärnten kostenlose Beratungen und damit einen enormen Wettbewerbsvorteil. Noch können sich interessierte Betriebe melden unter www.lebenswelt-beruf.at.
„Vernetzen Sie sich mit uns.“ Jan Ledóchowski, Bereichsleitung Audit berufundfamilie und Audit hochschuleundfamilie, ruft auf: „Egal, ob zertifiziert oder nicht, jeder kann kostenlos Mitglied im Netzwerk Unternehmen für Familien werden und sich Informationen aus erster Hand holen.“ Weitere Informationen dazu online auf: www.unternehmen-fuer-familien.at